Gemeinschaft und Privatsphäre
Vielfalt soll die Zusammensetzung der Bewohnerinnen und Bewohner bestimmen – Jung und Alt; mit Kindern und ohne; einheimisch und zugewandert; mit und ohne Handikap; ausgestattet mit unterschiedlichen finanziellen Mitteln. Wir wollen offen sein für die vielfältigen beruflichen und privaten Erfahrungen aus unseren unterschiedlichen Lebenswegen und dieses Potential für eine lebendige Nachbarschaft nutzen. Wir versuchen, eine neue Qualität des Zusammenlebens zu entwickeln, in der wir allein sein dürfen aber nicht müssen und bereit sind, gegenseitig Unterstützung anzubieten und anzunehmen – kurz: in der wir uns zuhause fühlen.
Wir wünschen uns eine Architektur, die zur Begegnung einlädt, d.h. Gemeinschaftsräume im Gebäude und Gemeinschaftsflächen im Außenbereich, sowie kommunikationsfördernde Erschließungsflächen (einen gemeinsamen Eingangsbereich mit Treppenhaus und Aufzug, sowie Laubengänge).
Wohngemeinschaften für Studierende und Auszubildende, sowie für ältere Bewohnerinnen und Bewohner sind vorgesehen.
Wir wollen unser Wohnprojekt weitgehend selbst organisieren:
Bei den regelmäßigen Treffen unseres Vereins besprechen wir, was aktuell anliegt und treffen gemeinsam notwendige Entscheidungen. Dabei wollen wir niemanden überstimmen und versuchen, jeweils zu einem tragfähigen Konsens zu kommen.
Möglichst viele der regelmäßig anfallenden Aufgaben im Wohnprojekt wollen wir selbst erledigen und dafür Arbeitsgruppen bilden. So nutzen wir unsere Erfahrungen, Fähigkeiten und Vorlieben und
fördern die Kontakte untereinander.
Nicht jede und jeder macht alles, sondern alle geben das, was möglich ist, um das Projekt zu fördern und zu erhalten.
Die Aufgaben der Arbeitsgruppen können sein: Gemeinschaftsraum/-räume und Veranstaltungen, interne Kommunikation, Kontakte mit der Nachbarschaft, Öffentlichkeitsarbeit,
Hausmeister-Tätigkeiten, sowie Gestaltung und Pflege der Grünanlagen.
Die Selbstverwaltung basiert darauf, dass jede und jeder Verantwortung für die Gemeinschaft als Ganzes und für sich selbst übernimmt:
Die BewohnerInnen entscheiden selbst, wie viel Gemeinschaftsleben und wie viel Privatsphäre jeweils für sie passt.
Gegenseitigen Respekt, Vertrauen und Solidarität wünschen wir uns und so viel Toleranz, dass sich das nötige Maß an Kompromissbereitschaft entwickeln kann.
Im bewussten Umgang mit Konflikten wollen wir uns schulen und das soziale Miteinander aufmerksam im Blick haben, damit wir Probleme schon im Anfangsstadium wahrnehmen und angehen können. Achtsame und lösungsorientierte Kommunikationsformen helfen uns dabei.
Alle haben im Projekt gleiche Rechte und Pflichten.
Neue Interessierte sind uns willkommen. Wir bieten Info-Termine mit anschließender Teilnahme an unseren regelmäßigen Treffen an. Die Mitglieder entscheiden über die Aufnahme neuer Vereinsmitglieder. Die BewohnerInnen entscheiden über die Aufnahme in die Hausgemeinschaft.
Im Wohnquartier wollen wir zu einer offenen und lebendigen Nachbarschaft beitragen.
Rechtsform und Finanzierung
Wir haben uns zu dem eingetragenen und gemeinnützigen Verein aktiv gemeinsam wohnen zusammengeschlossen, der sich für die Bildung generationenübergreifender Lebens- und Wohnformen in lebendiger Nachbarschaft und solidarischer Gemeinschaft einsetzt.
Für Mietwohnungen entschieden wir uns, um auch geförderten Wohnraum zu ermöglichen. Außerdem wollen wir Sonderfördermittel ausfindig machen, z.B. für SeniorInnen, junge Familien, Alleinerziehende, Mehrgenerationenwohnen.
Als Vermieter konnten wir die Genossenschaft Ulmer Heimstätte gewinnen. Alle MieterInnen sind gleichberechtigt und besitzen ein lebenslanges Wohnrecht. Für eine Neubelegung der Wohnungen haben wir eine Mitsprache mit der Ulmer Heimstätte vereinbart, damit wir BewohnerInnen auswählen können, die an der Weiterentwicklung unseres Projektes interessiert sind.
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit verstehen wir in ihrem umfassenden Sinn. Das bedeutet für uns, dass unser Wohnprojekt nicht nur wirtschaftlich realisierbar sein muss, sondern dass wir auch ökologische Gesichtspunkte und das soziale Miteinander beachten. Dies soll nicht nur beim Planen und Bauen sondern auch später im Alltag gelten. Zu einem reduzierten Ressourcen-Verbrauch tragen wir bei, wenn wir PKW, Geräte und anderes gemeinsam nutzen.
Das Gebäude
Die Wohnungen sollen durch platzsparende Grundrisse bezahlbar bleiben.
Der Gebäudekomplex und das Umfeld soll barrierefrei sein, d.h. auch keine extreme Hanglage.
Alle Wohnungen sollen einen Balkon, eine Loggia oder eine Terrasse besitzen.
Ökologische Prinzipien sollen – soweit finanziell tragbar – verwirklicht werden, wie gesunde Baumaterialien, Energie-Einsparung und Energie-Effizienz, Photovoltaik und Solarthermie, Dachbegrünung, Regenwassernutzung.
Gemeinschaftsräume sind als Räume der Begegnung geplant – für unsere Hausgemeinschaft und das umliegende Quartier. Die Umlage der Kosten verteuert einerseits die Miete jeder einzelnen Wohnung, andererseits können die BewohnerInnen, die die Gemeinschaftseinrichtungen nutzen, mit einem kleineren Grundriss ihrer Wohnung auskommen.
So können im Gemeinschaftsraum vielerlei Aktivitäten stattfinden, auch ein privates Fest. In einem Appartement können Gäste übernachten.
Weitere wünschenswerte Räume: Werkstatt/Hobbyraum, Computerraum/Internet-Café, Fitnessraum, Fahrradraum, Waschküche und Trockenraum, Musik-Keller. Für diese Räume können auch private Gegenstände in die Gemeinschaft eingebracht werden.
Eine funktionierende Infrastruktur mit ÖPNV-Anbindung, Fahrradwegen und Einkaufsmöglichkeiten – und Grün im Umfeld – ist uns wichtig.
Für künftige Projekte ist auch ein Altbau denkbar, der sich entsprechend der genannten Anforderungen renovieren lässt.